Worum geht es?
Mathematiker/innen entwickeln mathematische Formeln, Theorien und Methoden weiter und übertragen die gewonnenen Erkenntnisse auf praktische Anwendungsgebiete, z.B. der Medizin, Natur-, Ingenieur- oder Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.
Angewandte Mathematik
Sehr viele Probleme in den Naturwissenschaften (Biologie, Chemie, Physik) und den technischen Berufen (Bauingenieurwesen, Luft- und Raumfahrt, Softwareentwicklung, Pharmaindustrie) sowie der Volks- und Betriebswirtschaften lassen sich in mathematische Fragestellungen umformulieren und als solche lösen. Mathematiker/innen beziehen die Erkenntnisse aus der Beschäftigung mit der reinen Mathematik auf die Praxis. Die Numerische Mathematik etwa dient ihnen dazu, Algorithmen für die Lösung von Differenzialgleichungen zu entwickeln, mit denen Mathematiker/innen dann wiederum z.B. Vorgänge an Finanzmärkten beschreiben. Mithilfe der Stochastik entwickeln sie Methoden zur Analyse von zufälligen Phänomenen, z.B. von Preisformeln für an Börsen gehandelte Derivate .
In der Technomathematik entwickeln sie computergerechte mathematische Modelle, mit denen man technische Fragestellungen lösen und auswerten kann. So können z.B. rechnerunterstützte Analysesysteme zur Wirksamkeit von Medikamenten kostenaufwendige Tests und Experimente ersetzen. Ebenso sind Mathematiker/innen bei Marktanalysen, Systemkonzepten oder Produktprognosen, beim Entwurf von Prototypen, bei der Optimierung von Produktionsprozessen oder in der Qualitätssicherung gefragt. In der Anwendungsberatung beraten, betreuen und schulen sie Kunden oder Mitarbeiter/innen z.B. im Hinblick auf neue Systeme und Software. Möglich ist auch eine Tätigkeit in der Softwaredokumentation oder in der technischen Redaktion beispielsweise für Handbücher, Anleitungen, Fachzeitschriften.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Im Bankenbereich werden Mathematiker/innen in vielen Aufgabenbereichen eingesetzt. Im Portfoliomanagement entwickeln sie z.B. Strategien mit mathematischen Methoden, um Gelder unter Berücksichtigung des Risikos möglichst gewinnbringend anzulegen, Kreditrisiken oder Preise für Finanzprodukte (Optionen etc.) zu errechnen.
Bei Versicherungen berechnen Mathematiker/innen z.B. Tarife. Dazu beobachten und analysieren sie mithilfe von statistischen Verfahren und Wahrscheinlichkeitsberechnungen z.B. die Schadenshäufigkeit bei Sachversicherungen. Bereits bestehende Tarife passen sie den Kundenwünschen an und stellen für die Kunden die jeweiligen Versicherungstarife und Rechenhilfsmittel übersichtlich dar. Zudem schulen sie Außendienstmitarbeiter/innen in versicherungsmathematischen Fragen.
In Marktforschungsinstituten oder Büros für Wirtschaftsprüfung wirken sie z.B. bei der Erstellung von Betriebskennzahlen mit. In Unternehmensberatungen wenden Mathematiker/innen statistische Verfahren bei der Datenerhebung an, verwenden mathematische Modelle bei der Analyse von Unternehmensstrukturen und der Leistungsanalyse und stellen Optimierungsmöglichkeiten dar. Dazu gehören z.B. Zuordnungsverfahren für Maschinen zu Arbeitsvorgängen oder von Mitarbeitern zu Projekten. Auch im öffentlichen Dienst nehmen sie sich mathematisch lösbarer Fragen an, etwa in statistischen Ämtern.
Im Bereich der Pharma-, Agro- und Nahrungsmittelforschung werden Mathematiker/innen begleitend in Forscherteams eingesetzt, um diese mit statistischen Methoden zu unterstützen. Dort planen sie die Versuche und werten die Daten aus, die dabei anfallen. Bei der statistischen Begleitung von klinischen Studien wird ein Medikament in diversen Phasen an einem immer breiteren Publikum ausprobiert. Mathematiker/innen sammeln Daten über den Erfolg des Medikamentes und werten diese aus.
Für Führungspositionen wird häufig ein Masterstudium vorausgesetzt
Wissenschaft und Lehre
An Hochschulen und in Forschungsinstituten befassen sich Mathematiker/innen häufig mit Fragen der reinen Mathematik. Beispielsweise beschäftigen sie sich mit Algebra , Analysis , Geometrie , Topologieund Zahlentheorie, mit abstrakten Strukturen sowie Annahmen (Axiome ), aus denen man eine möglichst große Fülle an Aussagen herleiten kann.
In der Hochschullehre konzipieren sie Vorlesungen und bereiten Seminare, Übungen und Praktika vor. Dafür erarbeiten sie Lehrmaterialien und Übungsanleitungen. Ferner haben sie Studien- und Prüfungsarbeiten zu entwerfen, durchzuführen und zu korrigieren. Sie werben Gelder für Forschungsprojekte bei staatlichen Institutionen und der Industrie ein, führen die Projekte durch und veröffentlichen die Ergebnisse in Büchern oder Fachzeitschriften. Auf Tagungen und Kongressen referieren sie über ihre Erkenntnisse.
Für eigenständige wissenschaftliche Tätigkeiten sind i.d.R. ein Masterstudium und eine Promotion erforderlich.